In unserer Gesellschaft sind wir zu der stillen Übereinkunft gekommen, dass Glücklichsein automatisch ein gutes Leben bedeutet. Klar: wir alle wollen ein schönes, erfülltes Leben haben – wie auch immer das aussehen mag. Daher machen viele Menschen es sich zu ihrem Ziel, glücklich zu werden. Doch Glücklichsein ist etwas, dass nur vorübergehend existieren kann. Denn wie Carl Jung bereits festhielt: „…auch das glücklichste Leben ist nicht ohne ein gewisses Maß an Dunkelheit denkbar und das Wort Glück würde seine Bedeutung verlieren, hätte es nicht seinen Widerpart in der Traurigkeit.“ Den Fokus auf etwas zu legen, das nur vorübergehend erreicht werden kann, wird vor allem in einem enden: Frustration. Denn Glück ist kurzweilig und in der Regel wird es aufgeschoben.
Die Kurzweiligkeit des Glücks
Denk einmal darüber nach, was Glücksgefühle in dir hervorruft. Was ist etwas, von dem du sagst, es fehlt dir noch, damit du richtig glücklich bist? Vielleicht eine Beförderung oder ein neuer Job, möglicherweise eine neue Wohnung oder eine Beziehung, vielleicht aber auch einfach eine Handtasche, die du schon lange haben wolltest. Natürlich kann uns ein neuer Job oder eine Beziehung langfristiger glücklich machen, als eine Handtasche. Doch wirklich nachhaltiges Glück bedeuten auch sie nicht, denn wir Menschen haben die Eigenschaft, sehr anpassungsfähig zu sein. Aus Perspektive der Evolution ist das natürlich sehr praktisch, doch was das Glück betrifft, führt unsere Anpassungsfähigkeit dazu, dass wir uns früher oder später an die neuen Umstände gewöhnen. Die Freude an der neuen Handtasche währt vielleicht für eine Woche und nach ein paar Monaten oder einem Jahr mit dem neuen Partner hat sich die Euphorie der honeymoon phase auch wieder ausgeflittert. Spätestens dann, wenn das Neue, zunächst so Aufregende nichts besonderes mehr ist, wird nach einem Ersatz gesucht. Damit will ich nicht sagen, dass man sich automatisch einen neuen Partner suchen muss, sondern wir suchen nach anderen Quellen, um unseren Glücksdurst zu stillen. Unser Gehirn ist auf das Streben nach Verbesserung und Fortschritt konditioniert, wir suchen immer „the next best thing“, das nächste Dopamin-Hoch. „Glücklichsein“ als konstanter Zustand ist daher für dich biologisch nicht erstrebenswert. Setzt du dir also das Ziel, im Leben „glücklich zu sein“, bist du prädestiniert zu verlieren.

Morgen werde ich glücklich sein...
Das Glück hat es außerdem so an sich, immer aufgeschoben zu werden. Wir knüpfen es an Bedingungen, die erst einmal eintreten müssen, damit wir glücklich sein können. „Wenn ich erst einmal meine Beförderung habe, dann werde ich glücklich sein“, „Wenn ich mehr Geld habe, dann werde ich glücklich sein“, „Wenn ich in einer großen Villa lebe, dann werde ich glücklich sein.“ Wir schieben unser Glück auf, verpassen den Moment und fragen uns, wo unser Glück geblieben ist. Zudem machen wir unser Glück abhängig von äußeren Umständen, Dingen, die wir nur begrenzt beeinflussen können – und et voilà, wir haben das perfekte Rezept für das Unglücklichsein. Was nicht bedeutet, dass wir niemals unglücklich sein dürfen, denn „Glücklichsein“ kann nicht existieren ohne „Nicht-Glücklichsein“. Doch wenn uns das Leben Glück schenkt, sollten wir auch in der Lage sein, es zu erkennen und anzunehmen.
Wir glauben zu wissen, was uns glücklich macht
Wie oft hatte ich in meinem Leben schon das Gefühl, ich weiß genau was ich will und was ich brauche, um glücklich zu sein. Nur um dann zu lernen, dass, wenn es dann so weit war und das „Etwas“, von dem ich dachte, es würde mich glücklich machen, eintritt, nie das war, was ich wirklich wollte. Ernüchterung und Frustration sind kein Ausdruck dafür, wenn du jahrelang auf etwas hinarbeitest, an dass du so große Erwartungen hast und es dann am Ende nicht wirklich den gewünschten Effekt erzielt.
Wir glauben so oft, dass wir unglaublich hart arbeiten müssen, um uns unser „Glück“ zu verdienen. Dabei ist das Glück kostenlos, es ist nichts, was du dir erarbeiten musst. Es sind die kleinsten Dinge, die wirklich zählen und die dich wirklich glücklich machen. Die Dinge, die dir einfach zufliegen zu scheinen.
Anstelle das Glück zu jagen, suche inneren Frieden und persönliches Wachstum, lerne dich selbst kennen und lieben. Wähle Freundlichkeit, trage Liebe in deinem Herzen und praktiziere bewusst Dankbarkeit. Denn was auch immer du denkst, erreichen zu müssen, damit du glücklich bist – der Erfolg und die wunderschöne Villa am Strand – denk daran, dass DU DICH in die Villa mitbringst. Die Villa oder der Erfolg werden nicht verändern, wie du dich langfristig fühlst. Doch Dankbarkeit für die kleinen Dinge im Leben und innerer Frieden haben die Macht, dein Leben für immer zu transformieren.